Motorrad fahren in Deutschland oder lieber auf La Palma
Anregung dieses Textes bekamen wir von einem Motorrad fahrenden Ehepaar. Die beiden buchten bei unserer Motorradvermietung Aventura Verde La Palma die Honda NC 750 X. Auf dem Weg vom Hotel zur Station hatten wir genug Zeit uns zu unterhalten. Was dabei herauskam, wollen wir kurz veröffentlichen.
Holger M. berichtete während der Fahrt davon, dass immer mehr Motorradfahrer aus ihrem Freundes und Bekanntenkreis die Motorräder verkaufen. Warum? Nicht, dass sie in einem Alter waren, wo sie sich gedanklich mit der Auszahlung der Lebensversicherung und der daraus resultierenden Verteilung der Gelder beschäftigen mussten, nein, weil sie keinen Spaß mehr am Motorrad fahren haben. Wie bitte,
warum, was ist passiert? Nun, wir haben hier auf La Palma eben nicht die zweifelhafte Entwicklung der letzten zehn Jahre in Deutschland verfolgen können.
Das Ruhrgebiet, ein Lebensgefühl
Holger und seine Frau kommen aus dem Ruhrgebiet, man sagt, zwischen Bochum und Mülheim an der Ruhr ist das Ruhrgebiet auch ein Lebensgefühl. Mit über 5 Millionen Einwohnern die Bevölkerungsreichste Region und ans Sauerland angrenzend, welches bekannter Maßen sehr schöne Strecken vorhält. Die beiden berichten davon, dass das Motorrad fahren insofern keinen Spaß mehr macht, weil die Straßen am Wochenende von Ordnungshütern belagert sind, wie die Apple Stores vor dem Verkauf des iphone 7. Weibliche Ordnungshüter die kaum älter als 23 Jahre alt sind, maßregeln gestandene Familienväter, Führungskräfte und Lebenskünstler, ob der rücksichtslosen Fahrweise. Rücksichtslose Fahrweise definiert sich im regelwütigen Deutschland, wenn man seine Panigale oder die Blade auf der Landstraße von 90 Km/h mit dem Zucken eine Millisekunde auf 130 beschleunigt und dabei einen Bürgerkäfig mit seinen Gefangenen überholt. Armes Deutschland kam mir in den Kopf, wie schön es sich doch hier leben lässt. Wir behandeln jetzt nicht das Thema Geschwindigkeitsbegrenzung und deren Sinn oder Unsinn in überfüllten Ballungsräumen. Wir nähern uns nicht dem Thema in der Tiefe ob die Politik Interesse an mündigen Bürgern hat und wir wollen auch nicht darüber diskutieren, wie hoch der Anteil der Autofahrer ist, die uns Motorradfahrer übersehen, aber reflexhaft stammeln, „der war zu schnell“.
Wir möchten hier nur die emotionale Ebene des Motorrad fahrens ansprechen, die unser Motorrad Leben ausmacht.
Wie muss ich mir das also vorstellen. Ich möchte an meinem freien Tag ein wenig den Wind spüren, möchte die Beschleunigung wahrnehmen die mein Mopped zu leisten im Stande ist und muss hinter jedem Baum, hinter jeder Kurve mit den Ordnungshütern rechnen, die die Staatskassen zu füllen haben anstatt wirklich Bürgernahen Belangen nachzugehen?? Es ist so leicht, den Verkehrsteilnehmer zu melken.
Muss ich in Deutschland jetzt ein Ticket ziehen, wenn ich am Motorradtreff zur Currywurst einkehre und mein Bike abstellen will?? Die Ausführungen der beiden waren schrecklich. All das gibt es hier nicht. Hier auf La Palma sind die Straßen recht frei befahrbar, wer überholen will überholt und wer mal am Kabel ziehen will, der zieht am Kabel. Hier erkennt der Fachmann schnell, dass wir hier noch etwas rückständig
den Tag verbringen. Heute dreht man ja am Poti. Aber egal, es soll vorwärts gehen.
Nach einer Woche Motorrad fahren auf La Palma müssen die Beiden gedacht haben, sie haben Urlaub in einer Parallel-Welt gemacht. Mit Nichten! Sie waren lediglich auf der grünen Kanaren Insel La Palma und konnten Motorrad fahren, wie man es noch genießen kann. Keine Blitzer, keine versteckten Polizisten, die hinter dem Baum lungern und Weglagerei betreiben. Autofreie Straßen, manchmal für Stunden. Ich buchstabiere es gerne AUTO-FREIE-STRAßEN! Hier kommt man voll auf seine Kosten. Es interessiert hier herzlich wenig, ob man das Motorrad mal laufen lässt. Nicht, dass die Aussage als Aufruf zum Rasen gewertet wird. Rasen kann man hier nicht!!! Die längste Gerade hat ca. 2.5 Km, mehr nicht! Und das ist die Landebahn vom hiesigen Flughafen in Santa Cruz de La Palma. Die öffentlichen Straßen winden sich in Serpentinen von A nach B. Wir von Aventura Verde haben schon an den Export unserer gebrauchten Reifen gedacht. Die Dinger fahren sich hier nur am Rand ab, die Mitte steht. Wenn man ehrlich ist braucht man hier auch kaum die Rillen zur Besänftigung der Regengötter. Aber La Palma ist natürlich auch ein bisschen EU. Und so versuchen wir hier wenigstens eine Teil der Regulierungswut aus Brüssel zu befolgen und schmeißen die Reifen eben runter, wenn die Flanken kein Profil mehr haben. Für Deutschland sind sie dennoch gut für einige tausend Autobahn-Kilometer. So haben wir Alex und Holger nach einer Woche Motorrad fahren auf La Palma wieder verabschiedet und schicken diese Zeilen hinaus nach Deutschland. Es gibt alternative Lebensformen, es gibt alternatives Motorrad fahren und es gibt die Hoffnung, die immer zuletzt stirbt. Die Hoffnung, dass Deutschland nicht sein Potential verspielt.
Wir jedenfalls sind hier und zeigen Euch gerne „unsere Insel“ und Alternativen. Wir beantworten also die Frage Motorrad fahren in Deutschland oder lieber auf La Palma mit einem klaren Ja für La Palma.
Wir sehen uns auf La Palma……
Euer Aventura Verde Team